In meiner letzten Sendung vor der Sommerpause steht einmal mehr der vor fünzig Jahren verstorbene John Coltrane im Zentrum. Im Jahr 1961 wechselte er von Atlantic Records zum neuen Boutique-Label Impulse, das Creed Taylor unter dem Dach von ABC Paramount gegründet hatte. Im Mai nahm Coltrane innert weniger Tage die ersten Aufnahmen für sein neues Label und die letzten für sein altes auf. Bei beiden Sessions - die resultierenden Alben sind "Africa/Brass" (Impulse) und "Olé Coltrane" (Atlantic) - wirkte Eric Dolphy mit.

 Der 1928 in Los Angeles geborene Altsaxophonist, Flötist und Bassklarinettist sollte Coltranes Gruppe für eine Weile zum Quintett machen. Anfang November 1961 karrte Rudy Van Gelder, der längst legendäre Toningenieur, sein Aufnahme-Equipment ins Village Vanguard, einen der wichtigsten Jazzclubs New Yorks. Dort schnitt mr an vier Abenden die Musik mit, die Coltrane mit Dolphy, Pianist McCoy Tyner, Drummer Elvin Jones, den Bassisten Reggie Workman (noch der reguläre Bassist) und Jimmy Garrison (bald sein Nachfolger) sowie den Gästen Ahmed Abdul-Malik (an der Tanpura oder einem ähnlichen Instrument) und Garvin Bushell (Oboe und Kontrafagott) aufführte. In der entspannten Club-Atmosphäre wurden grossartige Performances eingefangen. Die später vollständig veröffentlichten Tapes ermöglichen auch den Vergleicher verschiedener - oft sehr unterschiedlicher - Versionen derselben Stücke. Zu den Höhepunkten gehört auch eine Performance von Coltrane nur mit Bass und Drums: "Chasin' the Trane".

Um die Jahreswende 1961/62 ging die Gruppe nach Europa auf Tour und wurde nach ihrer Rückkehr auch im New Yorker Birdland mitgeschnitten - dabei handelt es sich wohl um die letzten gemeinsamen Aufnahmen von Coltrane und Dolphy. Dolphy, der im Sommer 1964 in Berlin starb, wurde früher 1961 seinerseits im Five Spot von seinem Label Prestige dokumentiert, an seiner Seite fanden sich Booker Little, Mal Waldron, Richard Davis und Ed Blackwell. Auch davon hören wir in der Sendung eine Kostprobe.