Miles Davis steht erneut im Zentrum dieser dritten dem Hard Bop gewidmeten Sendung. Er wurde schon in der Folge, die der Entstehung des Hard Bop gewidmet war gewürdigt, die nächste Folge präsentierte dann den Jazz Messengers um Art Blakey und Horace Silver. Miles Davis nahm zwar in den frühen Fünfzigerjahren regelmässig auf und war im Plattenregal präsent, eine eigene Band gründete er jedoch erst 1955. Sie sollte bald legendären Status erlangen, auch wenn sie anfänglich harter Kritik ausgesetzt war. Joe Goldberg gab in den Liner Notes zum Album Steamin' with the Miles Davis Quintet die damals vorherrschende Perspektive wieder: "many listeners initially felt that the group was comprised of a trumpet player who could play only in the middle register and fluffed half his notes; an out-of-tune tenor player; a cocktail pianist; a drummer who played so loud that no one else could be heard; and a teenage bassist."

Die Namen der vier damit gemeinten Musiker sind längst in den Jazz-Olymp eingegangen: John Coltrane (Tenorsaxophon), Red Garland (Klavier), Paul Chambers (Bass), Philly Joe Jones (Schlagzeug). Joe Goldberg erwähnt dann richtigerweise auch, dass die gemeinsame Wirkung dieser Musiker mit ihrem Boss Miles Davis an der Trompete mit nichts vergleichbar sei seit den berühmten Hot Five von Louis Armstrong.

Noch heute bewahren die vier 1956 eingespielten Prestige-AlbenWorkin', Cookin', Steamin' und Relaxin' with the Miles Davis Quintet nahezu mythische Qualitäten. Gemeinsam mit dem Prestige-Debut The New Miles Davis Quintet aus dem Vorjahr sowie dem ersten Columbia-Album von Davis, Round About Midnight, bilden sie den Output der originalen Besetzung des Miles Davis Quintet, die heute Abend im Zentrum steht. Ergänzend hören wir ein Stück von Ahmad Jamal, dem grossen Vorbild von Davis, sowie zwei Stücke von Clifford Brown, dem jungen Trompeter, der Ende Juni 1956 - zwischen den zwei langen Prestige-Sessions, in denen die vier genannten Davis-Alben entstanden - im Alter von 25 Jahren verstarb. Brown stiess ein paar Jahre davor zur Combo von Max Roach, dieser machte den überaus begabten jungen Trompeter umgehend zum Co-Leader und mit dem Brown/Roach-Quintett war eine weitere zentrale Combo der frühen Hard Bop-Jahre geboren. Brown und Roach werden später je ihre eigenen Sendungen erhalten, heute gibt es erstmal ein paar Kostproben.

Zum Abschluss gibt es dann noch ein paar saisonal angepasste Stücke - man könnte fast sagen, das sei Weihnachtsmusik für Leute, die keine Weihnachtsmusik mögen ...