Während im Westen in den Sechzigern Peter Brötzmann oder Alexander von Schlippenbach brachiale und ernste improvisierte Musik spielen, die ihren eigenen Platz als europäische Musik zu bestimmen sucht, geniessen die Jazzmusiker der DDR eine gewisse Narrenfreiheit und finden - marginalisiert und auf sich selbst gestellt - zu einem ironischen und fröhlichen Umgang mit allerlei Material. In dieser Folge von gypsy goes jazz ist ein Teil des Soundtracks zu meinem Artikel in der gerade erschienenen sechsten Nummer von get happy!? zu hören - Jazz aus der DDR vor allem aus den Siebzigern, aber auch aus jüngerer Zeit.

"Man kann sich hierzulande nicht einfach hinstellen und nachspielen, was amerikanische Musiker entwickelt haben. Man kann es machen, aber es bringt nichts – das heißt, es bringt vielleicht Geld. Es ist wichtig, sich auf die eigenen Traditionen zu besinnen, die man ohnehin mit sich herumträgt wie einen Rucksack." (Ulrich Gumpert)

Wir hören Aufnahmen von Bands, die ihre Lehrjahre "auf schmalen Podien und in kalten Garderoben" in der DDR absolvierten, wie Bert Noglik schreibt, mit "hitzigen Konzerten vor einem in kritischer Erwartung vibrierenden Publikum": Ulrich Gumpert, Günter Sommer, Conrad Bauer, Hannes Zerbe, Ernst-Ludwig Petrowski, Hubert Katzenbeier und andere spielen Marschmusik, Hard Bop und Soul Jazz, Adaptionen von Mossolow, Hymnisches und Freies - und auch das Lied von der Taube wird erklingen.